„Die Welt gehört in Kinderhände“ – Wer die Kinderstadt „Stormini“ besuchte, fühlte sich gleich an die kraftvollen Worte aus dem Lied von Herbert Grönemeyer erinnert. Sie beschreiben treffend die Stimmung, die Ende Juli für eine Woche in Oststeinbek herrschte – bunt, lebendig und voller Energie. Rund 280 Kinder im Alter von neun bis 13 Jahren übernahmen das Ruder und verwandelten das Gelände rund um die Walter-Ruckert-Sporthalle sowie die neue und die alte Schule in eine eigene kleine Stadt, in der sie das Sagen hatten. Ob Bürgermeisterwahl, eigene Währung („Stormark“) oder fantasievoll gestaltete Betriebe – hier wurden Demokratie und Arbeitswelt nicht nur erklärt, sondern gelebt.
Das Angebot an fast 50 Berufen, in die die Kinder spielerisch reinschnuppern konnten, reichte von IT-Techniker:in, Schmuckhersteller:in über Pizzabäcker, Postbotin, Kuscheltierhersteller bis zu Robotikingenieur, TV-Reporter:in und Hip-Hop-Tänzerin. In einem eigenen TV-Studio produzierten Kinder unter professioneller Anleitung eine Nachrichtensendung mit Berichten aus dem Leben in der Zeltstadt, die jeden Abend um 21:15 Uhr auf einer Videowand gezeigt wurden – quasi als „Sandmännchen“. Danach ging’s für die Kinder ins Bett.
KINDER-PARLAMENT ERHÖHT DIE STEUERN – FÜR GUTEN ZWECK
Der frisch gewählte Bürgermeister Gor kündigte während der Stadtstunde, zu der sich alle Kinder auf dem Sportplatz versammelten, kostenlose Freizeitaktivitäten und einen Film an. Seine Wählerschaft quittierte das mit tosendem Applaus. Kleiner Wermutstropfen: Das Parlament beschloss eine Steuererhöhung – allerdings für einen guten Zweck. Das Geld ging an die rund 200 haupt- und ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuer, damit die ebenfalls auf dem Stormini-Markt einkaufen konnten. Ein Privileg, das davor nur die Kinder hatten.
BUNTE REIHE DER KINDERRECHTE
Eine spezielle Gruppe beschäftige sich mit den Kinderrechten der Vereinten Nationen (UN). Diese wurden auf bunte Wimpel geschrieben und an einer Leine auf der Hauptbühne aufgehängt. Den Rechten wie „Einheit der Familie“, „Schutz vor Gewalt“, „Gesundheit, Wasser, Umwelt und Ernährung“ und „Zugang zu Informationen“ waren verschiedenfarbige Perlen zugeordnet. Aus den für sie wichtigsten Rechten knüpften die Kinder Armbänder, die sie auf dem Markt verkaufen konnten. Mit den eingenommenen Stormark konnten sie in den eigenen Geschäften einkaufen, sich etwas zu essen oder zu trinken holen, oder kleine Souvenirs erwerben, die sie in den Betrieben hergestellt hatten. Eine gute Möglichkeit für die Kinder, das Prinzip von Geld und Wirtschaft spielerisch zu erleben und ihre Stadt aktiv mitzugestalten.
Seit 2008 findet Stormini statt. Gut, dass dieses tolle Demokratie- und Wirtschaftsspiel 2025 das erste Mal in Oststeinbek stattfinden konnte. 2026 ist Trittau dran.
- von Jan Schwartz