Oststeinbek ist dem Starkregen nicht ausgeliefert

  • Schäden durch das Unwetter am 7. August waren immens
  • Eine Patentlösung Hochwasser gibt es nicht
  • Entsiegelung hilft – Dafür müssen alle an einem Strang ziehen
  • Expertin: „Das gelingt nur in Zusammenarbeit mit den Flächeneigentümern“

    Wasser, überall Wasser. Wovon es in manchen Regionen der Welt zu wenig gibt, haben wir zu viel. Manchmal viel zu viel. So war es am 7. August, als Starkregen unsere Gemeinde unter Wasser setzte, das Hochwasser Straßen und Wege in Bäche verwandelte, in Keller eindrang und an der Brückenstraße sogar ein Wohngebäude unterspülte (siehe Bild). Die Reparaturen halten uns in Atem und kosten viel Geld. Uns alle bewegt die Frage: Wie können wir die Folgen des fortschreitenden Klimawandels eindämmen, der uns immer stärker selbst betrifft? Ob finanzielle Anreize für die Entsiegelung von Grundstücken helfen? Wir hoffen es, denn dann könnte das Wasser besser versickern. Aber es ist mehr nötig.

    Nach Ansicht der Beratungsfirma OFC Consulting, die schon das Klimaschutzkonzept für Oststeinbek entwickelt hat, gibt es keine Patentlösung. „Das Problem ist sehr vielschichtig“, sagt Lena Knoop, Expertin für Beteiligung und städtische Infrastrukturen bei OFC. „Die Hoffnung, dass wir zwei, drei Maßnahmen identifizieren können, die das Problem lösen, wird sich nicht erfüllen“, fügt sie hinzu. Auf allen Flächen müsse versucht werden, das Wasser zurückzuhalten. Das könne nur gelingen, wenn alle zusammenarbeiten – Gemeinde, Politik, Hauseigentümer:innen und die Feuerwehr.

Zu einer Lösung gehören auch die Straßen, über die die Wassermassen abfließen. An ihnen entlang könnten Mulden angelegt werden, in denen sich Wasser sammelt. Die größte Herausforderung sei dabei der mangelnde Platz, sagt Lena Knoop. Deshalb stelle sich die Frage, ob die Zahl der Parkplätze an den Straßenrändern verringert werden könne. Ein heikles Thema. Auch Bäume spielen eine wichtige Rolle, weil ihre Blätterkronen das Wasser zurückhalten. „Es muss erreicht werden, dass das Wasser langsamer abfließt“, sagt Knoop.

Als Flächen für eine Entsiegelung kämen aus Sicht der Oststeinbeker Grünen der große Parkplatz am Rathaus und der Marktplatz in Frage. Das könnte im Zuge einer ohnehin angedachten Neugestaltung des Ortskerns angegangen werden.

DEN KANAL VOLL

Nach dem Starkregen 2018 hat Oststeinbek die Kanalisation der Gemeinde zusammen mit dem Zweckverband Südstormarn und einem auf Entwässerungssysteme spezialisierten Unternehmen von Hamburg Wasser analysiert. Das Ergebnis war, dass das Kanalnetz ausreichend leistungsfähig ist. Hydraulische Schwachstellen, seien in der direkten Umgebung von Grundstücken mit hohem Befestigungsgrad identifiziert worden  (www.oststeinbek.de/umwelt-und-klimaschutz/starkregenvorsorge/veroeffentlichungen). Offenbar bezog sich die Analyse der Kanalisation aber nicht auf außergewöhnliche Starkregenereignisse. Die für solche Fälle nötigen besonders großen Rohre wären teuer und die Verlegung aufwändig.

Am ehesten eingedämmt werden können die Wassermassen, wenn alle an einem Strang ziehen. „Das gelingt nur in Zusammenarbeit mit den Flächeneigentümern“, meint OCF-Expertin Knoop.

  • Von Jan Schwartz